Auf diese Seite stellen wir alles zusammen, was wir im Angebot zu Büchners Drama haben. Lange haben wir einen Bogen drum gemacht, weil uns das Elend unseres Alltags reichte und wir nicht auch noch im Deutschunterricht sehen wollten, wie Menschen früher gelitten haben.
Aber inzwischen fangen wir an, "Geschmack" an dem Drama zu finden. Mal sehen, wieviel wie davon weitergeben können.
Eine Übersicht über unsere Woyzeck-Materialien finden Sie in unserm Website-Register.
"Wikipedia - oder die Kunst, dem Lehrer zu zeigen, dass Qualität nicht immer in gedruckter Form erscheinen muss" ;-)
Noch immer gibt es Lehrer, die völlig zu Recht zum Beispiel die Schreiber einer Facharbeit darauf hinweisen, dass das "schnelle" Internet nicht automatisch auch zu "schnellen" Erkenntnissen führt.
Aber das Internet hat zumindest in Form von Wikipedia auch große Vorteile: Da schreibt nicht ein einziger so vor sich hin - und häufig mehr oder weniger auch von anderen ab. Nein, da schreiben welche - und viele andere überprüfen und ergänzen das - und insgesamt ergibt sich ein äußerst interessanter und ergiebiger kollektiver Prozess mit zum Teil erstaunlichen Ergebnissen.
Schon vor einiger Zeit ist ja wohl festgestellt worden, dass Wikipedia-Artikel mancher Konkurrenz aus dem Bereich der alten gedruckten Lexika überlegen war.
Wir selbst haben jedenfalls in jahrzehntelanger Arbeit mit Informationsquellen viele inzwischen überholte und manchmal auch fehlterhafte Bücher gefunden, aber so gut wie nie einen Wikipedia-Artikel, in dem nachweislich oder auch nur gefühlt "Falsches" stand.
Wir machen deshalb das kleine Experiment und schauen mal, was man aus dem Wikipedia-Artikel vom 15.5.2018 zu Büchners Woyzeck alles rausholen kann - und was möglicherweise auch fehlt.
Dann werden wir versuchen zu klären oder auch nur zu verstehen, warum das so ist, und nach Alternativen Ausschau halten.
Kritische Auswertung des Wikipedia-Artikels:
Positiv sind schon mal gleich am Anfang die Grunddaten zum Drama. Die muss man natürlich mit der Kurzvorstellung zusammensehen - und dann bekommt man einen sehr kompakten und zugleich gut gegliederten ersten 'Einblick in die Thematik.
Es folgt eine Kurz-Vorstellung, von der viele sehr gut den Umgang mit der schönen Formel lernen können "Nicht zu viel und nicht zu wenig!" lernen können
Welche Informationen werden hier geboten und wie ist der Abschnitt aufgebaut?
Büchners Griff in die "Kiste der realen Fälle"
Eine sehr schöne Übersicht gibt es in dem Wikipedia-Artikel, was die realen Fälle angeht, aus denen Büchner für sein Drama schöpfen konnte.
Wir gehen hier etwas anders vor, indem wir diese Fälle so präsentieren, dass man selbst raten kann, was Büchner davon verwendet hat.
Fall 1:
"Historisches Vorbild für den Büchnerschen Woyzeck ist der am 3. Januar 1780 in Leipzig als Sohn eines Perückenmachers geborene Johann Christian Woyzeck. Aus Eifersucht erstach er am 21. Juni 1821 die 46-jährige Witwe Johanna Christiane Woost in einem Hausflur in der Leipziger Sandgasse. Im Prozess erstellte der Medizinprofessor Johann Christian August Clarus zwei Gutachten über die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten."
Fall 2:
"Clarus’ Gutachten mit dem Titel Die Zurechnungsfähigkeit des Mörders J. C. Woyzeck, nach Grundsätzen der Staatsarzneikunde aktenmäßig erwiesen erschien in dem Fachblatt Henkes Zeitschrift für die Staatsarzneikunde. Büchners Vater hatte die Zeitschrift abonniert und veröffentlichte darin selbst Fälle aus seiner Praxis als Arzt.
Aus dieser Zeitschrift hat Georg Büchner wahrscheinlich auch Informationen über den Tabakspinnergesellen Daniel Schmolling, der am 25. September 1817 seine Geliebte Henriette Lehne in der Hasenheide bei Berlin umbrachte,"
Fall 3:
"und über den Leinenwebergesellen Johann Dieß, der am 15. August 1830 seine Geliebte Elisabeth Reuter in der Nähe von Darmstadt erstach".
Fall 4:
"Eine neuere Quelle[2] weist auf eine weitere Vorlage hin: Am 15. April 1816 ermordete der Schustergeselle Johann Philipp Schneider, weil er seine Schulden nicht bezahlen konnte, den Druckereigesellen Bernhard Lebrecht vor dem Rheintor in Darmstadt. Anschließend reinigte er Hände und Gesicht am Bessunger Tor in Darmstadt und wusch seine Kleider im Großen Woog, einem am Rand der Innenstadt von Darmstadt gelegenen See. Nach der Tat erholte sich Schneider in einem Wirtshaus. Ein Barbier fand Lebrechts Leiche und verständigte die Polizei. Schneider wurde anhand der Mordwaffe überführt, verurteilt und hingerichtet."
Fall 5:
"Eine weitere historische Begebenheit wurde mit den „Erbsbrei-Experimenten“ des Gießener Wissenschaftlers Justus von Liebig in das Drama eingearbeitet. Um herauszufinden, ob man Militär und Proletariat nicht mit eiweißreichen Hülsenfrüchten günstiger verköstigen könne, mussten Soldaten bei diesen Menschenversuchen drei Monate lang ausschließlich Erbsbrei essen. Die Probanden litten bald unter Halluzinationen, verloren die Kontrolle über ihre Muskeln einschließlich des Schließmuskels und des Harndrangs. Die neurologischen Krankheitssymptome, die Woyzeck beim einseitigen Erbsenessen entwickelte, sind dabei tatsächlich die Folgen einer Vergiftung mit einem Übermaß an nichtproteinogenen Aminosäuren. In Anbauländern wie Bangladesch oder Äthiopien kommt es noch heute zu solchen Vergiftungserscheinungen bei armen Leuten, die sich nur einseitige Kost leisten können.]
Kreativer Umgang mit der Charakteristik der Figuren
AB: Büchners Woyzeck als „episches Theater“
Was macht ein Lehrer, dessen Schüler sich so sorgfältig auf die Besprechung eines Stückes vorbereitet haben, dass sie zum Beispiel zu Büchners Drama Woyzeck sogar den zugehörigen Wikipedia Artikel gelesen haben?
Ganz einfach: er tut das auch, hält sich nicht unnötig lange mit den Informationen auf, sondern nach etwas damit. Was könnten reizvoller sein, Als die Figuren Des Dramas Mal mit anderen Augen zu sehen. Hier bitte sich Bertolt Brecht mit seiner Idee des epischen Theater an. Dabei wird nämlich nicht nur auf der Bühne etwas gespielt, sondern es wird auch auf verschiedenste Weise kommentiert und damit letztlich infrage gestellt.
Nähere Infos zum „Epischen Theater“:
http://www.relevantia.de/register-der-websites - Stichwort: Episches Theater
Deshalb die folgende Aufgaben:
Verteilt die Figuren des Dramas so unter euch, dass jeweils eine Gruppe
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Grp 1: Woyzeck
„Friedrich Johann Franz Woyzeck, genannt Franz, ist ein 30 Jahre alter Mann (geboren am 20. Juli), dessen Hauptberuf Wehrmann ist. Er hat ein uneheliches Kind mit Marie. Da Woyzeck nur einen kargen
Soldatensold bekommt und für Marie und ihr Kind Christian Unterhalt bezahlen muss, versucht er sich mit Nebenberufen, wie Proband für den Doktor, über Wasser zu halten. Er leidet an Schizophrenie,
weshalb er stark labil wirkt. Auf den Tambourmajor ist er eifersüchtig und gegenüber Marie misstrauisch.“
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Grp 2: Marie
„Marie ist die Geliebte von Woyzeck und die Mutter des gemeinsamen (unehelichen) Kindes. Sie wird als sehr attraktiv beschrieben. Sie lässt sich auf eine Affäre mit dem Tambourmajor ein,
dadurch verschlechtert sich ihr anfangs vertrautes Verhältnis zu Woyzeck. Letztendlich führt dies dazu, dass sie von ihm erstochen wird. Marie erscheint sehr untreu und nimmt Beziehungen nicht sehr
ernst. Allgemein lässt sie sich stark durch materielle Werte beeinflussen. Trotz ihrer Untreue ist sie jedoch nicht gewissenlos, da sie diese später bereut und Hilfe in der Bibel sucht, was sie als
religiös erscheinen lässt.“
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Grp3: Hauptmann
„Der Hauptmann gehört zur höheren Gesellschaftsschicht und könnte aufgrund seiner Persönlichkeit als typischer Vertreter dieser Schicht im Drama gesehen werden. Er scheint Woyzecks Vorgesetzter zu
sein, der ihm hin und wieder den Bart rasiert (vgl. „Beim Hauptmann“). Vom Doktor wird er als aufgedunsen und sein Hals als dick und fett beschrieben, was ihn ungesund aussehen lässt (vgl. „Straße“).
Seine Abneigung über Moralverstoße, wie es ein uneheliches Kind für ihn beispielsweise darstellt, sowie seine persönlich große Wichtigkeit des kirchlichen Segens zeigen, dass er allgemein eine
kirchlich-konservative Einstellung besitzt (vgl. „Beim Hauptmann“). Zudem vermitteln seine herablassenden Aussagen gegenüber Woyzeck bzw. das Sich-lustig-machen über ihn eine gewisse Arroganz (vgl.
„Beim Hauptmann“). Auch seine pfiffige Sprechweise, um Klugheit zu beweisen, zeugt davon. Des Weiteren ist er nach eigener Aussage ein schwermütiger bzw. schwärmerischer Mensch (vgl. „Straße“) und
nicht zuletzt mit seinen mündlichen Überlegungen zur Ewigkeit sehr philosophisch (vgl. „Beim Hauptmann“). Sein offensichtlichstes Merkmal stellt jedoch seine enorme Abneigung gegen Hetzerei und Eile
dar. So passt allein auch das Rennen für ihn nicht in sein Bild eines guten Menschen, denn Eile gründet seiner Meinung nach auf einem schlechten Gewissen.“
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Grp4: Doktor
„Der Doktor ist Teil der gebildeten Schicht und tritt im Buch nicht als Privatperson, sondern nur als Wissenschaftler und Forscher auf. Er ist höchst interessiert an naturwissenschaftlichen
Phänomenen. Aus diesem Grund führt er diverse Experimente durch. So testet er an Woyzeck, wie sich das dauerhafte Essen von Erbsen auf den Körper auswirkt. Bei diesem Experiment wird auch die
skrupellose Natur des Doktors deutlich, da er Woyzeck nicht als Mensch betrachtet, sondern als Versuchsobjekt und ihm die negativen Auswirkungen auf Woyzeck egal sind. Bezüglich seines Charakters
lässt sich sagen, dass er leicht reizbar ist und Gefallen daran findet, anderen Leuten, mit einer Diagnose des medizinischen Zustandes, einen Schrecken einzujagen.“
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Grp5: Tambourmajor
„Der Tambourmajor führt die Militärkapelle an. Er wird als starker und selbstbewusster Mann beschrieben. Marie und Magret vergleichen ihn mit einem Baum und einem Löwen (vgl. Die Stadt). Er
schwärmt für Marie und will sie erobern (vgl. Buden.Lichter.Volk). Der Tambourmajor überredet Marie in der Szene „Mariens Kammer“ mit ihm intim zu werden. Außerdem wird er in dieser Szene von Marie
bewundert. Auch ihm selbst ist sein Aussehen sehr wichtig. Er ist sehr überzeugt von seiner Uniform sowie seinen „weißen Handschuhen“ und seinem „prächtigen Federbusch“ (Mariens Zimmer). Durch seine
hohe militärische Stellung kann er Marie teure Geschenke, wie die goldenen Ohrringe, machen (vgl. Mariens Zimmer). In seinem letzten Auftritt ist der Tambourmajor sehr aggressiv und verprügelt
Woyzeck (vgl. Wirtshaus). Insgesamt kann er als Gegenspieler zur Figur des Woyzeck gesehen werden.“
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Grp6: Andres
„Andres singt gerne und viel, was darauf hindeutet, dass er ein fröhlicher und positiver Mensch ist. Er steht zu seinen Gefühlen und Ängsten. Sowohl in der Szene „Die Wachtstube“ als auch in „Ein
Zimmer in der Kaserne“ versucht Woyzeck Andres seine innerlichen Unruhen mitzuteilen, jedoch nimmt dieser ihn und seine Sorgen nicht ernst. Er erscheint desinteressiert und kümmert sich nicht weiter
um Woyzeck. Andres’ Loyalität gegenüber Woyzeck wird in der Szene „Kasernenhof“ ersichtlich. Er zitiert die Aussage des Tambourmajors über Marie. Die Vertrauenswürdigkeit Andres’ wird deutlich, als
in der Szene „Kaserne“ Woyzeck ihm seine Identität und Erbe anvertraut.“
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Grp7: (für Kreative) Margreth:
Die Figur taucht nur kurz auf im Stück (Szene „Die Stadt“). Hier wäre zu prüfen, ob diese Figur an anderer Stelle noch mal auftauchen könnte. Wichtig ist dabei, dass die Grundrichtung des Stücks
nicht verändert wird.
Wird fortgesetzt