Nach dem Scheitern der Revolution von 1848 zogen sich viele Schriftsteller aus dem Bereich des unmittelbar Politischen zurück, ihr Interesse an den realen Verhältnissen blieb aber. Allerdings wollten sie die nicht ungeschminkt darstellen, sondern in einem künstlerischen Licht. Deshalb spricht man auch vom „poetischen Realismus“. Andere nennen diese Strömung „bürgerlichen Realismus“, weil sie vor allem von gutbürgerlichen Kreisen getragen wurden. Zu diesen gehörten zum Beispiel Theodor Storm mit seinen Novellen (u.a. „Der Schimmelreiter“) oder Theodor Fontane mit seinen Romanen (z.B. „Effi Briest“).
Während die Literatur wie ein Gemälde künstlerisch gestaltet wurde, wollten die Dichter des Naturalismus die Wirklichkeit ungeschminkt widergeben. Ein typisches Beispiel ist das Drama „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann, in dem das Leiden dieser Menschen und ihre Ausbeutung und der sich daraus ergebende Aufstand präsentiert werden – mit sehr ausführlichen Regiebemerkungen und realitätsnaher Dialektsprache.