Im Rahmen dieses Projekts geht es darum, Gedichte schnell und sicher zu verstehen.
Ausgangspunkt eine Mail von einem Jan, Schüler einer 10. Klasse.
Wir müssen das Gedicht "Weltende" von Jakob van Hoddis interpretieren - aber das finde ich einfach nur schräg. Könnt ihr mir helfen.
Nun, wir lieben das Schräge und haben uns gleich rangesetzt.
Vielleicht hilft es ja auch anderen weiter.
Über das Kontaktformular sind wir auch bei anderen Gedichten leicht zu erreichen.
Jakob van Hoddis
Weltende
Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.
Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.
Markierte Fassung des Textes
Wie man Schritt für Schritt dieses Gedicht verstehen
kann:
Zweite Strophe:
Zusammenfassungt: Das Gedicht zeigt,
Unser Schreibvorschlag für Kreative:
Wenn man sich das etwas irre wirkende Gedicht des guten Herrn van Hoddis anschaut, dann schreit das doch eigentlich nach Modernisierung.
Also: Übertragen wir es doch einfach mal auf die heutige Situation von Schülern.
Jetzt muss man das Ganze nur noch in Gedichtform bringen - auf Reime kann getrost verzichtet werden.
Noch schöner ist es natürlich, wenn das Leute anregt, ihre ganz eigenen Weltende-Fantasien zu entwickeln und in Verszeilen zu gestalten ;-)
Hier nun unsere Lösung - bitte nur auf den Rhythmus achten - der macht letztlich ein Gedicht erst schön ;-)
Weltende 2016 - aus Schülersicht
Es ist wie immer, wenn die Nacht sehr lang war.
Den Wecker hat man nicht gehört, es heißt nun schnell sein.
Man rast zur Schule, nimmt ganz cool zwei rote Ampeln
und kommt dann glücklich an - jetzt schnell ein Blick auf den Vertretungsplan.
Doch was ist das? Er hängt kopfüber dort und ganz rechts unten
- das wird Herrn Hoddis, unseren Mann für'n Stundenplan nun gar nicht freuen -:
Da wusst wohl einer nicht, wohin mit seinem Bonbonrest:
Er klebt jetzt unten dran - ja, ja, Vandalen, ach, wohin man blickt.
Doch was ist das? Kaum hat man seinen Turm erreicht,
da stauen sich die Leute, und einer schreit: Da schau mal ...!
Und dann sieht man es auch: Da fehlen ja drei Stufen.
Und zwei, die glaubten, schon am Ziel zu sein.
Sie hängen jetzt da in der Luft - und klammern fest sich ans Geländer.
Jetzt heißt es ab - ins Sekretariat, das muss gemeldet werden.
Doch dann der nächste Schreck: In schöner Reihenfolge
ein Drucker, zwei PCs und auch ein Faxgerät - sie schweben still von hinnen
als hätten sie genug geschafft für diese und für jede Zeit.
Still folgt man ihnen auch - mit knappem Blick zurück.
Die eine Sekretärin ringt die Hände, der anderen steht der Mund halb offen.
Mehr sieht man nicht, denn schaudernd weicht man doch zurück,
also man den Rest des Platzes für die Etablierten in einem großen Loch verschwinden sieht.
Und immer noch ganz still - verschwinden Drucker, Fax und manches mehr.
Nur gut, dass nun von Ferne endlich Ordnung naht - zunächst sind da Sirenen
Dann auch zwei Streifenwagen und auch ein Auto von der Feuerwehr
Nur: Was ist das, statt abzubremsen, wird Gas gegeben und mit vollem Motorklang
geht es parabelartig hinaus in hohe Himmelswelten - vielleicht ist Hilfe dort.
Nun heißt es Haltung zu bewahren - dazu ein Kaffee und ein Frühstück wären gut.
Dort hinten das Café - vielleicht hört dort der Schrecken auf.
Andere Art von Kreativität: Hinzufügen einer dritten Strophe
Ähnliches Gedicht von Alfred Lichtenstein: "Der Sturm"
Alfred Lichtenstein
Der Sturm
Im Windbrand steht die Welt. Die Städte knistern.
Halloh, der Sturm, der große Sturm ist da.
Ein kleines Mädchen fliegt von den Geschwistern.
Ein junges Auto flieht nach Ithaka.
Ein Weg hat seine Richtung ganz verloren.
Die Sterne sind dem Himmel ausgekratzt.
Ein Irrenhäusler wird zu früh geboren.
In San Franzisko ist der Mond geplatzt.
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