Kurzvorstellung des Gedichts:
Schon im Titel werden zwei zentrale Elemente des Expressionismus benannt, zum einen der Herbst als Jahreszeit des
Niedergangs, Abschieds. Zum anderen ist da die Einsamkeit bzw. genauer gesagt: die Vereinzelung der Menschen.
Insgesamt ist interessant, wie zurückhaltend die negativen Eindrücke und Assoziationen präsentiert werden. Statt dessen zeigen die blau umrandeten Textstellen positive, ja zum Teil transzendente
Ansätze. „Blauer Flügel“ erinnert an die Romantik – und auch die Hinweise auf das Wirken der „Engel“ passt dazu. Am Ende steht aber das „knöchern Grauen“ und das passt wenig zu den
Sehnsuchtserwartungen früherer Zeiten.
Klausurbedeutung: @@@@@
(Die Anzahl der @-Zeichen macht unsere Einschätzung der Klausurbedeutung sichtbar – wie die Sternchen bei
Hotel-Bewertungen!)
Sehr hoch, weil hier gerade nicht mit dem Holzhammer gearbeitet wird, sondern Sorgen und Ängste eher nebenbei erwähnt und zum Teil in ein Umfeld von Resthoffnungen gestellt werden. Wichtig für eine
Klausur wäre hier, dass zum Beispiel stark kontrastive Gedichte im Unterricht behandelt worden sind, so dass ein Vergleich möglich wird. Dazu passt etwa „Im Winter“ von Trakl, wo auf fast schon
zynische Weise das Sterben von Tieren thematisiert wird.
Anregungen:
1. Ganz allgemein kann man „Einsamkeit“ thematisieren und in eine heutige Situation versetzen. Reizvoll, wenn auch besonders
traurig wäre dabei, wenn die mitten in scheinbar freundlicher Gesellschaft zu finden wäre. Im Roman „Homo Faber“ von Max Frisch gibt es eine Szene in New York, wo die Hauptfigur mitten in äußerlich
fröhlicher Geselligkeit bekümmert, vielleicht auch zornig feststellt, dass man bei soviel Lustigkeit hier sterben könnte, ohne dass es jemand merkt.
2. Interessant ist auch die Verbindung von realer Verdüsterung der Außenwelt und dem Rückgriff auf die „alten Sagen“ (04), die vielleicht zumindest „sanfter leiden“ (16) lassen. Hier könnte
diskutiert werden, wie groß die Möglichkeit für Menschen ist, sich einen geschützten Innenraum zu schaffen.
3. Konkret ausgestalten könnte man auch mal, wie ein Leben aussieht, das durch „ein still Bescheiden“ (14) gekennzeichnet ist.
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