Das Gedicht "Bestienhaus" von Wolfenstein gehört in die Zeit des Expressionismus und ist für die Schule vor allem interessant, wenn man dabei an das Gedicht "Der Panther" von Rilke denkt.
Außerdem existieren zwei verschiedene Fassungen: Solch ein Vergleich schärft den Blick für Eigentümlichkeiten eines Gedichtes.
Alfred Wolfenstein
Bestienhaus
01: Ich gleite, rings umgittert von den dunklen Tieren,
02: Durchs brüllende Haus am Stoß der Stäbe hin und her.
03: Und blicke weit in ihren Blick wie weit hinaus auf Meer
04: In ihre Freiheit . . die die schönen nie verliercn.
05: Der harte Takt der engen Stadt und Menschheit zählt
06: An meinen Zeh'n, doch lose schreiten Einsamkeiten
07: Im Tigerknie, und seine baumgestreiften Seiten
08: Sind keiner Straße, nur der Erde selbst vermählt.
09: Ach ihre reinen heißen Seelen fühlt mein Wille
10: Und ich zerschmelze sehnsuchtsvoller als ein Leib.
11: Des Jaguars Blitze gelb aus seinem Sturmnachtleib
12: Umglühn mein Schneegesicht und winzige Pupille.
13: Der Adler sitzt wie Statuen still und scheinbar schwer
14: Und aufwärts aufwärts in Bewegung ungeheuer!
15: Sein Auftrieb greift in mich und spannt mich in sein Steuer -
16: Ich bleibe still, ich bin von Stein, es fliegt nur er.
17: Es steigen hoch der Elefanten graue Eise,
18: Gebirge, nur von Riesengeistern noch bewohnt :
19: Von Wucht und Glut des wilden Alls bin ich umthront
20: Und ich steh eingesperrt in ihrem freien Kreise.
Beobachtungen und Anmerkungen zum Gedicht:
Rainer Maria Rilke
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
01: Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
02: so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
03: Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
04: und hinter tausend Stäben keine Welt.
05: Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
06: der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
07: ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
08: in der betäubt ein großer Wille steht.
09: Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
10: sich lautlos auf — Dann geht ein Bild hinein,
11: geht durch der Glieder angespannte Stille —
12: und hört im Herzen auf zu sein.
Beobachtungen und Anmerkungen zum Gedicht:
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